Jeder erlebt irgendwann einmal eine Zeit der Traurigkeit...

Die Stimmung jedes Menschen schwankt. Stunden oder Tage der Niedergeschlagenheit oder der Mutlosigkeit kennt jeder. Normalerweise bewältigen wir eine solche Zeit ohne therapeutische Hilfe zu benötigen.

Was aber, wenn sich die Stimmung nicht von allein wieder bessert oder so schlecht wird, dass der Körper, die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit und vieles mehr beeinträchtigt ist und alltägliche Anforderungen nicht mehr zu bewältigen sind?

Depressionen sind weit verbreitete Erkrankungen. Nahezu jeder fünfte Mensch leidet zumindest einmal im Laufe seines Lebens längere Zeit an einer Depression. Damit stellt die Depression die häufigste psychische Störung überhaupt dar. Dabei erkranken Frauen doppelt so häufig an Depressionen wie Männer.

Was sind depressive Störungen?

Gedrückte Stimmung, Freudlosigkeit, Erschöpfung, Lust-, Hoffnungs- und Antriebslosigkeit - jeder Mensch kennt Phasen der Verstimmtheit mit einzelnen dieser Symptome.

Depressionen aber sind Krankheiten, die den Stoffwechsel und andere Körperfunktionen ebenso wie unsere Gedanken, Gefühle und unsere Verhaltensweisen stark beeinflussen. Wenn depressive Erkrankungen frühzeitig erkannt werden, sind sie mit psychotherapeutischen Verfahren und geeigneten Medikamenten gut behandelbar.

Was sind Anzeichen einer Depression?

Hauptsymptome

  • traurige, niedergeschlagene Stimmung
  • Verlust von Interesse an gewohnten Aktivitäten
  • Freudlosigkeit
  • Verminderter Antrieb

Zusatzsymptome

  • Verlust des Selbstvertrauens
  • Selbstvorwürfe oder unbegründete Schuldgefühle
  • Innere Unruhe
  • Appetit- und Gewichtsverlust
  • Ein- oder Durchschlafstörungen
  • Körperliche Beschwerden
  • Selbsttötungsgedanken
  • Denk- oder Konzentrationsschwierigkeiten

In selteneren Fällen können auch Wahnvorstellung oder Halluzinationen mit der Depression einhergehen.

Manchmal treten im Verlauf der Erkrankung auch Zeiten mit übersteigerter Erregung und sehr euphorischer Stimmung auf, so genannte manische Phasen. Auch daraus können Probleme für die Betroffenen selbst und ihre Mitmenschen entstehen (z.B. finanzielle Probleme durch übersteigerte Kauflust). In einem solchen Fall spricht man von "bipolarer Störung".

Erscheinungsformen der Depression

Obwohl meist von der Depression gesprochen wird, unterscheidet man verschiedene Arten depressiver Störungen. Depressive Erkrankungen sind sehr variabel und unterscheiden sich zum Teil wie Tag und Nacht voneinander.

Während manche Betroffene sich emotional erstarrt oder gelähmt fühlen, völlig erschöpft sind, keine Energie mehr aufweisen, auch für ansonsten angenehme Aktivitäten kein Interesse mehr zeigen, kaum schlafen und keinen Appetit verspüren, leidet ein anderer unter emotionaler Überempfindlichkeit, gesteigertem Appetit und deutlich vermehrtem Schlaf, ohne sich nach acht Stunden ausgeschlafen zu fühlen. Bei einem Dritten schließlich stehen nervös-zappelige Unruhe, gedrückte Stimmung, Verzweiflung sowie Hilf- und Hoffnungslosigkeit, Konzentrationsstörungen und Kopfschmerzen im Vordergrund.

Allen Formen ist gemeinsam, dass mindestens vier der oben angesprochenen Symptome zutreffen. Dabei sind Art, Häufigkeit und Schwere der einzelnen Symptome von einem Patienten zum anderen oft recht unterschiedlich. Leidet jemand unter den genannten Zeichen einer Depression, dann ist eine genaue Diagnostik erforderlich. Dies ist bereits der erste Schritt zu einer Besserung.

Heute wird versucht, möglichst genau das Erscheinungsbild und den Schweregrad einer Depression zu bestimmen.

Wie erklärt man Depression?

Die eine Ursache von Depressionen gibt es nicht. Es müssen mehrere Faktoren zusammenkommen, damit eine Depression auftritt.

Wie aber erklärt man sich heute die Entstehung von Depressionen?
Häufig treten Depressionen nach besonderen Belastungssituationen auf, zum Beispiel nach dem Tod eines nahen Angehörigen, nach einer Scheidung oder einer schweren Erkrankung. Manchmal aber lässt sich ein solch schwerwiegender Auslöser nicht finden. Die oft fehlenden belastenden Bedingungen in der Lebensgeschichte eines Patienten deuten also auf andere Ursachen hin.

Ebenfalls in diese Richtung deutet die Tatsache, dass manche Depressionen im Frühjahr und Herbst gehäuft auftreten. Viele körperliche Vorgänge werden von Licht und Dunkelheit gesteuert; in diesen Monaten ist die Lichtzufuhr allerdings stark verringert, was mitunter zu erheblichen Stimmungsschwankungen führen kann.

Die Psychologie geht heute von verschiedenen Erklärungsansätzen aus. So können zum Beispiel negative lebensgeschichtliche Erfahrungen zu negativen Gedanken und Einstellungen und somit zu einer Depression führen. Außerdem wird vermutet, dass bei manchen Menschen die Belohnungen für ihr aktives Verhalten immer geringer werden und das diese Personen als Reaktion darauf immer weniger aktiv sind und einen depressiven Erlebens- und Verhaltensstil entwickeln. Ein dritter psychologischer Ansatz geht davon aus, dass Menschen dann depressiv werden können, wenn sie glauben, keine Kontrolle über ihre aktuelle und zukünftige Lebenssituation zu haben und sich selbst die Schuld an diesem Zustand geben. Befunde aus der Erbforschung sprechen dafür, dass die Veränderung eines oder mehrerer Gene auch als eine mögliche Ursache angesehen werden kann.

Heutzutage hat sich die Forschung zunehmend darauf geeinigt, dass alle genannten Ansätze wesentliche Beiträge zur Erklärung der Depression liefern.

Behandlung und Vorbeugung der Depression

Depressionen stellen kein unabänderliches Schicksal dar. Sie sind mit den Möglichkeiten der modernen kognitiven Verhaltenstherapie und der medikamentösen Behandlung gut und nachhaltig therapierbar.

Es gibt verschiedene psychotherapeutische Methoden, wobei die in unserer Einrichtung durchgeführte kognitive Verhaltenstherapie heute als effektivstes psychotherapeutisches Verfahren bei der Behandlung von Depressionen angesehen werden kann.

Die Verhaltenstherapie orientiert sich vor allem an der Gegenwart und bemüht sich, mögliche aktuelle Stressfaktoren auszuschalten oder abzuschwächen, beziehungsweise typisch depressive Verhaltensweisen dem Patienten bewusst zu machen und anschließend zu ändern.

Die an die Verhaltenstherapie angegliederte "kognitive" Therapie hat ein speziell für Depressionen ausgerichtetes Behandlungskonzept entwickelt, in dem vor allem die depressiven Denkmuster verändert und neue hilfreiche Denkschemata erlernt werden können.

Die depressive Störung verläuft phasenhaft. Daher zielt die kognitive Verhaltenstherapie darüber hinaus darauf ab, das Rückfallrisiko zu minimieren.

Betroffene können lernen, kritische auslösende Situationen rechtzeitig zu erkennen und mittels erlernter Strategien gegen zu steuern.

Die medikamentöse Therapie besteht in aller Regel in der Einnahme eines Antidepressivums. Unerwünschte Nebenwirkungen können als lästige, aber ungefährliche körperliche Symptome auftreten, wie zum Beispiel Mundtrockenheit, Übelkeit oder Zittrigkeit.

Bei manchen, vor allem bei schweren Depressionen kann es sinnvoll sein, die Psychotherapie mit einer medikamentösen Behandlung zu kombinieren.